Justiz- und andere Irrtümer

 

Erwin Pilleszewski, 68, der für den Mord an Holger Drückmann auf dem Rastplatz »Fuchsgrund« 15 Jahre unschuldig gesessen hat, wird aus der Justizvollzugsanstalt Albatross entlassen. Er konnte seine Unschuld nie beweisen, nur wir Leser wissen es besser, konnten aber weder Kriminaloberkommissar Luigi Rastelli  überzeugen, noch Staatsanwalt Hans-Georg Sackmann und den Richter schon gar nicht, weil der gleich nach der Verhandlung einem Schlaganfall erlag.

Nun können wir uns nur noch rührend um den Entlassenen kümmern, da er weder Arbeit, noch Wohnung hat.
Herbert Kupfermann holt Erwin am Gefängnisportal ab. Leider ist dieses ein stinknormales Gefängnisportal und hat rein gar keine Extra-Feature wie Teleportation nach Mygnia oder sonst wohin. So kommt Herbert mit dem alten Lieferwagen von Theo und hat Erwin zur Stärkung eine noch lauwarme Pizza mitgebracht.
Während Erwin, überglücklich wieder in Freiheit zu sein, dankbar die Pizza mampft, fragt Herbert ihn aus, wie es so seine Art ist, will er jedes Detail wissen. Bevor Erwin antworten kann, gibt Herbert wie gewohnt auch gleich selbst die Antworten. Das ist ganz praktisch, weil Erwin so große Happen von der Pizza verschlingt, dass kaum Platz für Worte im Mund- und Rachenraum übrig bleibt.

»Hattest Du im Knast einen Fernseher? Ja, bestimmt heutzutage haben die Knastbrüder ja mehr Komfort im Bau als ein mittelständischer Bauunternehmer sich leisten kann. Sind die 15 Jahre schnell vergangen? Bestimmt, du hattest doch sicher auch Internet - da rennt die Zeit nur so dahin, wenn man vor dem PC hockt - naja, und in deinem Alter sowieso....«

So prasseln noch mehr Fragen auf Erwin ein, die Herbert aber alle durch Vermutungen oder präzises Wissen schon beantworten kann. Schließlich hat er 3x den Film Papillon gesehen und ist Mitglied des Katy Karrenbauer Fan-Clubs, die er seit der Serie »Hinter Gittern« liebt. Als Erwin seine Pizza verspeist hat, fragt Herbert ihn:«Hast du Durst?« Und Erwin ruft etwas hektisch »JA«, bevor Herbert ihn aufklärt, dass man nach dieser Pizza immer Durst bekommt, weil Theo die grundsätzlich zu scharf zu bereitet, dass er aber weder Bier noch andere alkoholische Getränke bekommt, weil er es ja erstens nicht mehr gewohnt ist, nach 15 Jahren Enthaltsamkeit, und zweitens sein reiner, glasklarer Verstand  für die Durchführung des gemeinsamen Planes benötigt wird.
Dieser Plan bestünde aber nicht darin, Erwins Unschuld zu beweisen, Haftentschädigung zu erlangen oder den Justizirrtum in der Presse breitzutreten, sondern vielmehr ein Portal nach Mygnia zu finden und zu benutzen. Dafür sind Erwins Erfahrungen sehr wertvoll und er kann sich auch mit anderen Dingen ausgesprochen nützlich machen, er solle also nicht denken, dass Herbert und seine Leute sich aus »Mitleid« um ihn kümmern. Um seine Rehabilitation würde er sich noch später kümmern, schließlich kenne er alle sehr  gut, die in der Justiz etwas zu sagen haben. Richter, Bundesrichter und noch weiter oben! .


Herbert ist überzeugt, es wird Erwin sicher Spaß machen, mit dieser geilen Truppe durch die Lande zu ziehen, im Lieferwagen zu wohnen und ein Abenteuer nach dem anderen zu erleben, bevor es dann endgültig ab geht - ab nach Mygnia.

Erwin seufzt.
»Was ist los?«, fragt Herbert.

Erwin seufzt wieder und fragt nach einer Weile zögernd: »Wenn Du so gute Beziehungen hast, könnte ich dann auch alternativ noch 1, 2 oder 5 Jährchen in der Justizvollzugsanstalt Albatross wohnen? - Sooo schlecht war es da gar nicht.....